Was tun, wenn sich der Respekt in der Partnerschaft verabschiedet?

Ständiges Nörgeln, sodass Sie das Gefühl haben, Sie könnten Ihrem Partner nichts recht machen, Beschimpfungen, die regelmässig unter der Gürtellinie landen oder wiederkehrende Aussagen, die Begriffe wie «immer, nie, nur du» beinhalten, sind ein klares Anzeichen dafür, dass sich der wertschätzende Umgang miteinander langsam aus Ihrer Beziehung verabschiedet. Warum das passiert, woran Sie das erkennen und wie Sie einen Weg aus der Respektlosigkeit finden, lesen Sie hier.

Wenn der Alltag einen Platz in Ihrem Beziehungsleben gefunden hat, schleichen sich manchmal verschiedene Verhaltensweisen ein, die der Liebesbeziehung nicht guttun. Immer häufiger nörgelt Ihr Partner an Ihnen rum, Sie können nichts recht machen. Mal scheint Ihr Gewicht ein Problem für den anderen zu sein, mal ist es Ihre beste Freundin, die ihm nicht passt, weil sie angeblich einen schlechten Einfluss auf Sie hat, mal ist es die Art, wie Sie sich kleiden, die nicht gefällt. Ihr Gegenüber weiss alles besser, macht abwertende und verletzende Kommentare und kritisiert Sie auf Schritt und Tritt. Zunehmend kommt es zu Beschimpfungen, die Ihnen sehr nah gehen.

Warum gehen wir in einer Beziehung respektlos miteinander um?

Wenn Sie sich zurückerinnern, war der Anfang Ihrer Beziehung vielleicht richtig schön. Sie haben sich viel Mühe gegeben und sich gewünscht, dass diese Beziehung funktioniert. Es gab nur das WIR, das gute Gefühl und Harmonie. Meistens zeigt man sich ja von seiner Schokoladenseite und versucht alles, damit die neue Liebe auch hält, damit man gut dasteht und der andere einen auch will. Jeder noch so kleine Streit wird umschifft, alles, was die wohltuende Harmonie ins Wanken bringen könnte, wird vermieden.  Dabei kann es passieren, dass Dinge, die Sie bei anderen Menschen nicht mögen, beim neuen Partner als gar nicht so gravierend schlimm wahrgenommen werden. Somit vermeiden Sie, dass diese Dinge die wundervoll romantische Stimmung zerstören könnten und stellen sicher, dass Sie einfach nur den Moment geniessen können. Häufiges zu spät kommen, der oben gelassene WC-Deckel, die schmutzigen Socken überall und die benutzte Kaffeetasse – aus Angst vor einem Konflikt wird der Ärger über all das verdrängt.  Irgendwann haben Sie dann einige Monate alles toleriert, da fänden Sie es komisch, wenn Sie sein Verhalten auf einmal kritisieren würden. Immer häufiger kommt vielleicht der Gedanke: Eigentlich ist es ja gar nicht so schlimm. Immer öfter kommt es dann vor, dass Sie nicht sagen, was Sie eigentlich wirklich denken und fühlen, sondern einfach alles wegräumen. Mit der Zeit übertritt ihr Partner mehr und mehr Ihre Grenzen, die er durch Ihre Zurückhaltung nicht spüren kann und von denen Sie nie erzählt haben. Immer mehr rückt in den Vordergrund: Wenn es dem anderen gut geht, geht es der Beziehung gut und mir auch.

Sie verlieren immer mehr sich selbst aus dem Blick und stellen das Wohlbefinden des anderen, zugunsten des häuslichen Friedens, vor Ihr eigenes. Mehr und mehr sind Sie weder spürbar noch sichtbar. Dadurch, dass Ihr Partner keine Rückmeldungen bekommt, wo Sie emotional stehen, sind Sie nicht greifbar. Weil Sie vieles hinnehmen und nicht für sich einstehen können, akzeptieren Sie das Verhalten des anderen und sind in der Beziehung nicht mehr auf Augenhöhe.

Meist geht genau an dieser Stelle zunehmend der Respekt verloren, denn Respekt voreinander zu haben heisst auch, Grenzen einzuhalten und diese zu akzeptieren. Das ist nur möglich, wenn Sie auch zeigen, wo Ihre Grenzen liegen. Diese zu benennen, setzt aber auch voraus, dass Sie Ihre eigenen Bedürfnisse kennen.

Respekt in der Partnerschaft

Kennen Sie Ihre Bedürfnisse?

Jeder Mensch hat ganz individuelle Bedürfnisse und bewertet das, was er braucht, anders. Das kann zeitlich variieren und ist manchmal abhängig von der aktuellen Lebenssituation. Der Psychologe Maslow hat eine Bedürfnispyramide erstellt, welche die zentralen Bedürfnisse des Menschen vereinfacht darstellt. Dabei ist der Wechsel in die nächsthöhere Stufe nur möglich, wenn das Bedürfnis der darunter liegenden Ebene erfüllt ist. Maslow definiert die Motivation des Menschen als die folgenden fünf Kategorien:

  1. Physiologische Grundbedürfnisse (z. B. Essen, Trinken, Schlafen)

  2. Sicherheit (z. B. materielle und berufliche Sicherheit)

  3. Sozialbedürfnis (z. B. Zugehörigkeit, Liebe, Freundschaft)

  4. Anerkennung und Wertschätzung

  5. Selbstverwirklichung

Bedürfnisse verändern sich mit dem Alter, aber auch mit der Lebenssituation, in der wir uns momentan befinden. Damit wir spüren, was wir selbst wirklich wollen, ist es wichtig, dass wir gelernt haben, das momentane Bedürfnis wahrzunehmen und uns zu erlauben, auch hinzuhören und dieses Gefühl ernst zu nehmen. Die grösste Herausforderung ist also tatsächlich, dass man gelernt hat, das eigene Bedürfnis überhaupt wahrzunehmen und benennen zu können. Menschen, die mit stark ausgeprägten Gefühlsantennen für Stimmungen anderer Menschen ausgestattet sind, haben in der Regel wenig gelernt, auf sich und die eigenen Bedürfnisse zu schauen und zu spüren, was sie gerade selbst wünschen und brauchen. Alles ist stattdessen darauf ausgerichtet, die Erwartungen und Wünsche des Umfeldes zu erfüllen. Das ist unglaublich anstrengend, nimmt uns Energie und vor allem macht es nicht glücklich.

Dass man selbst also Mühe hat, seine Bedürfnisse zu spüren und Angst hat, seine eigenen Grenzen aufrechtzuerhalten, entwickelt sich in der Regel in der Kindheit und im Rahmen der Herkunftsfamilie. Meist führen emotionaler Missbrauch, familiäre Traumata und Stress dazu, dass man die Bedürfnisse des Umfeldes viel intensiver wahrnimmt als die eigenen. Kinder lernen dadurch, ihr eigenes Verhalten entsprechend anzupassen und die negative Stimmung auszugleichen. Das hat zur Folge, dass der Eindruck entsteht, dass das eigene Überleben von der Stimmung der anderen abhängig ist und die Aufmerksamkeit ausschliesslich auf das soziale Umfeld ausgerichtet ist. Sich nicht in einem gesunden Masse abgrenzen zu können, hat zur Folge, dass man Mühe hat, Konflikte auszutragen, harmoniebedürftig ist und von starken Selbstzweifeln geplagt ist. Dies wird mehrheitlich von falschen Glaubenssätzen begleitet wie «nur wenn ich ruhig und brav bin, bin ich liebenswert» oder «nur wenn ich Leistung erbringe, habe ich das Recht auf Aufmerksamkeit». Wer nicht die Möglichkeit hatte, zu lernen, wie toll er ist, kann sich schlecht gegenüber fremden Bedürfnissen abgrenzen und hat häufig das Gefühl, wenig wert zu sein und sich «falsch» zu fühlen.

Respekt in der Partnerschaft

Grenzen setzen bedeutet, für sich selbst einzustehen

Um sich abgrenzen zu können, braucht es eine gesunde Portion Selbstliebe, ohne dabei egoistisch zu sein.

Sich als eigenständige Person wahrzunehmen, bedeutet Autonomie. Das heisst, Sie übernehmen für sich und Ihre Bedürfnisse Verantwortung. Sie stehen für sich und Ihre Wünsche ein, kennen Ihre Bedürfnisse und wissen, was Ihnen guttut und was nicht. Abgrenzung gelingt, wenn Sie sich selbst lieben, respektieren und wertschätzen. Sie müssen Ihre emotionalen und körperlichen Grenzen herausfinden, diese spüren und respektieren – auch, und vor allem, indem Sie sich schützen. Schützen meint, Grenzüberschreitungen nicht zu akzeptieren, nicht leise hinzunehmen, sondern Stopp zu sagen, wenn es nötig ist. Ohne Wenn und Aber!

Respekt in der Partnerschaft

Respektvoller Umgang in der Partnerschaft

1. Schenken Sie sich Aufmerksamkeit und zeigen Sie Interesse

Gute Gespräche, das heisst dem anderen zuzuhören, nachzufragen und zu kommentieren, deutlich an dem anderen und seinem Leben Interesse zu zeigen, ist wichtig. Denn das schafft Nähe und Verbundenheit. Zeigen Sie Interesse und geben Sie dem anderen ebenfalls Raum, um seinen Frust, seine Ängste und Gedanken äussern zu dürfen. Das wiederum ist der Nährboden, aus dem Respekt entsteht.

2. Akzeptieren Sie den anderen

Um eine gute Beziehung auf Augenhöhe zu führen, müssen Sie nicht in allen Themen die gleiche Haltung einnehmen. Sie dürfen und sollten auch eine eigene Meinung haben und zu dieser stehen. Das beinhaltet aber immer, dass auch der andere das gleiche Recht hat und man nicht auf die eigenen Ansichtsweisen besteht. Sparen Sie sich deshalb abwertende Kommentare etwa über den Musikstil des anderen oder die Bewertung des Hobbys oder ähnliches.

3. Seien Sie verbindlich

Sich an Verabredungen zu halten und pünktlich zu erscheinen, signalisiert Verbindlichkeit und Respekt. Man nimmt den anderen ernst, wertschätzt die Zeit, die er reserviert hat und zeigt ausserdem, wie wichtig der andere für einen ist. Weisen Sie eine andere Person bei wiederholtem zu spät kommen freundlich darauf hin, dass Ihre Zeit genau so viel wert ist.

4. Ehrlichkeit

Jeder Mensch macht Fehler und jeder kann auch mal mächtig daneben liegen. Wenn man aber zusätzlich belogen wird und immer wieder kleine Flunkereien aufgetischt bekommt, ist das verletzend und unfair. Zusätzlich schadet es dem Vertrauen und der Glaubwürdigkeit.

5. Verzeihen und Entschuldigen

Wer seinen Partner respektiert, der kann einen Fehler eingestehen und sich entschuldigen, der ist in der Lage, sein eigenes Verhalten zu hinterfragen und bemüht sich, dabei die Perspektive des anderen einzunehmen.

6. Autonomie

Respektvoll miteinander umgehen bedeutet auch, dem anderen seine Freiheiten zuzugestehen, Treffen mit Freunden nicht zu verbieten, Hobbys zu akzeptieren und dem anderen auch Zeit für sich zu lassen. Kontrolle ist hier absolut fehl am Platz!

7. Wertschätzung

Bitte und Danke sollte zum Vokabular jeder Beziehung dazu gehören. Mit dem Verschwinden der Höflichkeit verabschiedet sich auch die Wertschätzung von dem, was der andere leistet. Ein Abendessen für die Familie zuzubereiten gehört auch dazu, denn es ist nicht selbstverständlich, dies zu tun. Die Wäsche Woche für Woche zu waschen ebenso nicht.

Respekt in der Partnerschaft

Fazit

Eine respektvolle Beziehung setzt also voraus, dass Sie ungefähr wissen, was Sie wollen und was nicht, dass Sie Ihre Wünsche, Bedürfnisse und Gefühle artikulieren können, dass Sie für sich einstehen können und spüren, wo Ihre ganz persönlichen Grenzen sind. Nur dann haben Sie eine Chance eine Partnerschaft auf Augenhöhe zu führen. Denn an erster Stelle müssen Sie sich selbst lieben und respektieren. Und das wünsche ich Ihnen von Herzen. Wenn Sie noch damit kämpfen, sich selbst zu lieben und wertzuschätzen oder immer wieder eine Partnerschaft eingehen, bei der Sie verlieren, melden Sie sich gerne! 

Respekt in der Partnerschaft

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