Verliebt oder verblendet? Therapeutin erklärt, was die berühmten Schmetterlinge im Bauch wirklich bedeuten

Das Interview mit dem Stern:

Sind wir verliebt, haben wir Schmetterlinge im Bauch, schweben auf Wolke 7. Aber nicht immer stehen diese Gefühle für die schöne Seite der Liebe. Wann das Kribbeln zur Gefahr wird, weiß Paar- und Sexualtherapeutin Nancy Glisoni. 

Die berühmten Schmetterlinge im Bauch sind eine Erfindung. Schriftstellerin Florence Converse soll vor mehr als 100 Jahren zuerst über sie geschrieben haben in "The House of Prayer". Noch heute gelten sie als Zeichen fürs Verliebtsein und werden mit großen Gefühlen in Verbindung gebracht. Stimmt das überhaupt, Frau Glisoni?

Grundsätzlich ist es tatsächlich so: Wenn man verliebt ist, hat man Schmetterlinge im Bauch. Aber auch in negativen Situationen kann man sowas wie Schmetterlinge im Bauch spüren: Die fühlen sich sogar relativ ähnlich an.

In Wahrheit flattern natürlich keine Insekten durch unseren Bauch. Was passiert wirklich im Körper?

Der Körper befindet sich in dem Moment in einem Ausnahmezustand. Im Gehirn werden ganz viele Botenstoffe ausgeschüttet. Das führt zu einem Hormon-Cocktail, der dafür sorgt, dass wir uns wie in einem Rauschzustand fühlen. Da wäre zum Beispiel Dopamin, das im Übermaß ausgeschüttet wird. Das Belohnungszentrum in unserem Gehirn wird aktiviert, Glücksgefühle werden ausgelöst. Wir haben das Gefühl auf Wolke 7 zu schweben. Wir sind aufgeregt. Gleichzeitig werden aber auch Areale im Gehirn, die für Angst und Flucht zuständig sind, gehemmt.

Ist das schlecht?

Wenn diese Areale gehemmt sind, denken wir nicht mehr kritisch. Wir nehmen dann negative Charaktereigenschaften des anderen nicht mehr richtig wahr und sehen nur das Gute. Außerdem schüttet der Körper Stresshormone, ganz viel Adrenalin und Cortisol, aus. Daher kommt das Herzklopfen, die Aufregung. Wir sind vielleicht auch übermütiger als sonst, weil wir uns in der Situation nicht mehr richtig gut konzentrieren können. Wir entscheiden dann manchmal weniger bewusst und lassen uns mehr vom Gefühl leiten. 

Die rosarote Brille mindert die Sicht

Durch die rosarote Brille erkennen wir also vielleicht nicht, dass der andere schlecht für uns ist?

Ja, das ist so. Es gibt nicht nur die Verliebtheitsschmetterlinge, sondern auch solche, die auf etwas anderes hinweisen.

Schon länger wird diskutiert, dass die Schmetterlinge eine toxische Komponente haben können, man am besten gar nicht auf sie hören sollte. Ist das ein Ansatz?

Das ist zu radikal gedacht. Wenn am Anfang die Schmetterlinge da sind, dann ist das schön, das kann man genießen. Wenn die Schmetterlinge aber nicht mehr weggehen wollen, überhaupt keine Ruhe einkehrt, dann lohnt es sich einmal genauer hinzusehen. Denn wenn man unruhig, vielleicht sogar unglücklich ist, dann verliert man sich auch selbst. Daher ist ein gutes Umfeld wichtig, das einen auf das hinweist, was man selbst nicht merkt – zum Beispiel, wenn man sich verändert, sich isoliert. 

Wir merken nicht, dass wir unglücklich sind?

Wenn wir in dem Verliebtheitsgefühl stecken, diesem Gefühlschaos, dann ist das mega, mega schön, aber auch mega anstrengend. Und wir sind gar nicht mehr richtig Herr unserer Sinne. Oft können wir dann gar nicht mehr spüren, ob die Verbindung uns nun guttut oder nicht.

Wie können wir die guten von den schlechten Schmetterlingen unterscheiden? Gibt es Warnsignale?

Die guten lassen sich von den schlechten Schmetterlingen nur schwer unterscheiden. Ist der Mensch verliebt, dann ist sein Zustand vergleichbar einer Gefahrensituation. Sowohl die Gefühle als auch die Abläufe im Körper sind ähnlich. 

Woher soll man dann wissen, ob man sich in die Verliebtheit guten Herzens hineinfallen lassen kann oder ob man doch lieber die Füße in die Hand nehmen und weglaufen sollte?

Wenn man nach drei bis sechs Monaten immer noch aufgeregt ist und sich immer noch fragt, ob der andere einen überhaupt will, wenn man in dieser Zeit noch zu keiner Sicherheit gefunden hat, noch immer nicht weiß, ob die Beziehung Bestand hat oder nicht, ist das sicherlich ein Warnsignal. Dann kann es sich lohnen, genauer hinzuschauen. Das Verliebtsein ist zwar schön, aber das wird nach einer Zeit von tieferen Gefühlen abgelöst. Bleibt nach Monaten aber das ungute Gefühl bestehen, dass irgendwas nicht stimmt, kann das ein Hinweis sein, dass wir etwas verdrängen, was wir nicht wahrhaben wollen – nämlich, dass der Partner uns vielleicht doch nicht so guttut, wie wir das gern hätten und wir eventuell einer Wunschvorstellung nachhängen. 

Wenn die Schmetterlinge aufhören im Bauch zu flattern

Wenn aus Verliebtheit Liebe wird, lässt also auch der Alarmzustand nach – und die Schmetterlinge hören auf zu flattern?

Genau, der Alarmzustand im Körper wechselt zurück zum Ruhemodus, man fühlt sich sicher und muss sich keine Gedanken mehr darüber machen, ob der andere einen mag oder nicht. Das Ende der Verliebtheit und der Wechsel zu einer tieferen Liebe bedeutet aber nicht, dass man dann weniger glücklich ist. Es fühlt sich viel mehr wie ein schönes Ankommen an.

Und wenn es eben kein schönes Ankommen ist, man sich stattdessen in eine toxische Beziehung manövriert hat?

Es gehören immer zwei zu einer toxischen Beziehung: einen der es macht und einen der es mit sich machen lässt. Eine toxische Person vermittelt uns das Gefühl, dass wir die tollsten Menschen der Welt sind, das Puzzlestück, das dem anderen gefehlt hat. Wir werden mit Liebesbekundungen und Komplimenten überschüttet, das nennt man auch “Love Bombing”. Wir bekommen dadurch das Gefühl, einen Seelenverwandten gefunden zu haben und können unser Glück nicht fassen. Das führt dazu, dass wir uns schnell öffnen und uns dadurch auch wahnsinnig verletzlich machen.

Das klingt doch erst einmal nicht falsch, oder?

Das Problem ist: Wenn wir “All in” sind, dann verändert der toxische Partner sein Verhalten. Der andere zieht sich zurück, fängt an zu nörgeln, Vorwürfe zu machen. So gerät man in einen Sog aus Nähe und Wegstoßen, von Verletzungen und Trösten. Man selbst hat das Gefühl, dass man an alldem schuld ist. Genau das führt zu einer emotionalen Abhängigkeit. Solche Beziehungen können das Wesen eines Menschen verändern.

Wie meinen Sie das?

Wenn man zuvor vielleicht ein sehr geselliger Mensch war, mit einem guten Freundeskreis, wird man dann vielleicht zu jemanden, der sich von Freunden und Familie isoliert. Wichtig ist, dass man sich selbst hinterfragt: Bin das noch ich? Bin ich glücklich? Gibt es mehr liebevolle oder doch kritische Momente, in denen man vielleicht abgewertet wird? Viele trauen sich auch gar nicht, mit dem Partner über Gefühle zu reden, aus Angst, gleich wieder einen Streit auszulösen. 

Lernt der Körper wenigstens aus diesen Erfahrungen? Spürt man das nächste Mal vielleicht weniger Schmetterlinge oder sogar noch mehr, weil der Körper in noch größerer Alarmbereitschaft ist?

Setzt man sich mit dem Umstand auseinander, dass man immer wieder an Menschen gerät, die einem nicht guttun und arbeitet man daran, nicht immer wieder in die gleichen Muster zu verfallen, vielleicht so.

Das kann aber auch nach hinten losgehen: Es kann auch passieren, dass diese Beziehungen immer noch mehr und noch mehr am Selbstwert knapsen und man dadurch laut dieser Theorie noch mehr toxische Menschen anzieht …

Das ist so. Man zieht das an, was man ausstrahlt. Wenn ich sehr unsicher bin, ziehe ich andere Menschen an, als wenn ich selbstbewusst bin. Das zeigt sich in der Körperhaltung, dem Blick, darin, wie ich mich unterhalten – dadurch merkt der andere recht schnell, wer ihm da gegenübersteht.

Sagen Sie, kann man sich verlieben, ohne Schmetterlinge zu spüren?

Ja. Es gibt auch die Liebe auf den zweiten Blick. Die Verliebtheit muss nicht plötzlich mit einem Schwarm Schmetterlinge kommen, sie kann sich auch einschleichen. Zum Beispiel bei einem Kollegen oder einem Freund, den man schon jahrelang kennt und bei dem man irgendwann merkt, dass es passt, sich gut anfühlt.

Fazit

In diesem Sinne: Danke Stern für das spannende Thema.

Ich hoffe ich konnte ein wenig Licht ins Dunkle bringen und freue mich, wenn ich dir weiter helfen konnte.

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