Trennung – wenn nur einer von beiden die Beziehung nicht mehr will

Trennung – wenn nur einer von beiden die Beziehung nicht mehr will

Es ist raus: Dein Partner will sich trennen. Du hast das Gefühl, dass die Entscheidung ohne dich und in einer Nacht und Nebelaktion getroffen wurde. Nun ist dein Notmodus aktiviert und du willst deine Beziehung retten. Du bist parat für Veränderung und gibst alles. Du hilfst jetzt mehr im Haushalt, kümmerst dich zeitintensiv um die Kinder, fragst sogar gelegentlich, wie es dem anderen geht. Umsonst. Warum es manchmal kein zurückgibt, Liebe nicht unendlich vorhanden ist und welche Trennungsphasen kommen, liest du hier.

Eine Trennung passiert nicht von heute auf morgen, sondern ist ein langsamer, meist schmerzhafter Prozess, der häufig einige Jahre zuvor beginnt. Trennung tut weh. Besonders dann, wenn einer von beiden die Trennung möchte und der andere nicht.

Viele, die verlassen wurden, schildern, dass sie selbst nicht wirklich gemerkt haben, wie und wann sich der Partner aus der Beziehung verabschiedet hat. Sie nehmen nur den Zeitraum, in dem der Trennungswunsch geäußert wurde, wahr und können dann  schwer nachvollziehen, dass der andere innerhalb der letzten drei Wochen entschieden hat, eine Beziehung von 5,10, 15 und mehr Jahren zu beenden. 

 

Für diejenigen, die sich trennen wollen, ist der größte Schmerz bereits vorbei. Die Entscheidung und die damit verbundenen Trauerphase haben sie meistens schon während drei bis fünf Jahren in der Beziehung durchlaufen. Das Gefühl von Liebe und Verbundenheit ist aufgebraucht.

Wie erkennt man, dass der Partner sich aus der Beziehung verabschiedet?

Wer sich trennen möchte, hat oft lange und intensiv darüber nachgedacht. Dem vorangegangen sind meist viele Versuche, dem Partner die eigenen Gefühle und Bedürfnisse mitzuteilen. Wurde dem Thema kein Raum gegeben, entstehen Gefühle wie Frust, Trauer und Wut, mit der Konsequenz, dass die Beziehung nach und nach aufgegeben wird. 

 

Kannst du dich an ähnliche Aussagen von deinem Partner erinnern?

 

„Ich mag das nicht mehr.“

„Ich halte unsere Beziehung so nicht aus.“

„Wir müssen reden.“

„Es muss sich etwas ändern.“

„Nein, ich mache es allein.“

„Ich entscheide allein.“

„Ich weiß nicht, ob ich das noch so will.“

 

Silvia und Stefan haben genau dieses Thema mit mir in der Beratung besprochen. 

Silvia wünschte sich eine einvernehmliche Trennung. Stefan verstand die Welt nicht mehr. Beide sind seit neun Jahren ein Paar und davon sechs verheiratet, zwei Kinder, Hund und Hühner. Seit Silvia den Trennungswunsch geäußert hat, bemüht sich Stefan und unterstützt Silvia wo er kann. Er übernimmt Aufgaben im Haushalt, spielt mit den Kindern und sucht die Nähe zu Silvia.

Silvia kann die Berührungen und Nähe von Stefan nicht mehr ertragen und hat kein Interesse mehr, die Beziehung aufrechtzuerhalten. Stefans Bemühungen laufen ins Leere und er ist verzweifelt. 

 

Im Gespräch schildert Silvia ihre Gefühle so:

Ich habe mich alleingelassen gefühlt. Du und deine Interessen standen im Vordergrund, Feuerwehr, Freunde, Radtouren. Ich habe alles rund um die Kinder organisiert, den Haushalt gemacht, neben dem, dass ich 60 Prozent in Anstellung war. Ich habe bei jeder Weiterbildung, die du dir überlegt und gemacht hast, zurückgesteckt, habe so oft deine Nähe gesucht und mich so häufig von dir abgewiesen gefühlt.

Vor drei Jahren habe ich zum ersten Mal zu dir gesagt, ich mag die Beziehung so nicht mehr. Ich möchte, dass sich etwas in unserer Beziehung verändert. Alle meine Versuche Paarzeit zu organisieren, Aufgabenteilung und das Besprechen der Familienangelegenheiten sind ins Leere gelaufen. Zwei Wochen hast du dich bemüht, danach war alles wie immer. Auch Anfang des Jahres habe ich erneut einen Versuch gestartet, neben vielen anderen Versuchen, die du nicht gemerkt hast. Meine Gefühle für dich sind aufgebraucht. Ich will nicht mehr.

 

Stefan versteht die Welt nicht mehr. Er sieht ein, dass er sich zu wenig bemüht hat, dass er zu sehr mit sich und seinen Belangen beschäftigt war, aber deshalb gibt man doch jetzt nicht alles auf. Stefan ist parat für die Veränderung und wünscht sich diese nun auch von seiner Frau. Er hat verstanden, dass er  auf seine eigenen Bedürfnisse konzentriert war, dass er die Bedürfnisse und Belange von Silvia übersehen hat und nicht ausreichend darauf eingegangen ist. Jetzt bemüht er sich und zeigt seine Liebe. Er übernimmt Aufgaben im Alltag und unterstützt, wo er glaubt, dass es gut wäre. Stefan kann nicht verstehen, jetzt, wo er parat für einen Neuanfang ist, dass Silvia sich verweigert. Es müssen beide wollen, er ist da – jetzt soll Silvia sich bemühen. Wenn sie ganz fest daran glaubt, wird das wieder. So denkt Stefan. 

 

Was ist passiert?

 

Silvia hat mehr als einmal das Gespräch gesucht, mehr als drei Jahre vor der Trennung. Bei jedem mal war sie mehr enttäuscht, hat sich zurückgezogen und angefangen sich selbst zu organisieren. Immer mal wieder stand das Thema Trennung im Raum, ganz kurz, nie zu Ende gedacht. Später hat Silvia dann aufgegeben. Die Liebe hat sich allmählich verabschiedet. Jetzt ist da wie kein Weg zurück. Die Liebe von Silvia zu Stefan ist erloschen. 

 

Stefan will das Ende der Beziehung nicht akzeptieren und versucht den Beziehungsalltag aufrechtzuerhalten. Er versucht sich in den Familienalltag einzubringen, der schon lange ohne sein Beisein gut strukturiert ist und funktioniert. Er bewertet das Ende der Beziehung als eine Krise, die wieder vergeht, wenn sich nur beide genug bemühen. 

Silvia hat deutliche Worte gefunden und hat versucht Stefan auf vielen verschiedenen Wegen mitzuteilen, dass sie diese Beziehung nicht mehr will, aber den Vater für die Kinder nicht verlieren möchte. Beide stehen gefühlsmäßig an einem anderen Ort, weit voneinander entfernt. 

Eine Trennung benötigt Zeit, um den Schmerz zu verarbeiten und sich von dem, was man nun verliert, auch gut loslassen kann. 

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Die 5 Phasen der Trennung

Eine Trennung durchläuft verschiedenen Phasen, die sehr individuell sind und in Form und Dauer variieren können. Nicht jeder Mensch durchläuft alle Phasen in der gleichen Reihenfolge oder Intensität.  

 

  1. Nicht wahrhaben wollen.

In dieser Phase weigert sich die verlassenen Personen, die Trennung zu akzeptieren und versucht mit allen Mitteln, die Beziehung aufrechtzuerhalten und den Partner zurückzugewinnen. Alles, was während der Beziehung Diskussionen und Streit zur Folge hatte, wird jetzt akzeptiert und ist kein Thema mehr. Häufig wird die gemeinsame Zeit und der Partner idealisiert. 

 

  1. Wut und Verleugnung:

In dieser Phase können auch starke Gefühle wie Wut, Trauer und Frust dazu kommen, die in endlosen Diskussionen münden. Dem ehemaligen Partner wird jetzt auch die Schuld für das Scheitern der Beziehung gegeben und die Hoffnung, dass die Beziehung trotz allem noch eine Chance hat, ist gross. Der Körper reagiert häufig in Form von Schlafstörungen, Appetitlosigkeit, Kopf- und Magenschmerzen.

  1. Trennung realisieren.

In dieser Phase erkennt die Person die Trennung als Tatsache an und beginnt, sich damit auseinanderzusetzen. Meist wird in dieser Phase der eigene Anteil genauer angeschaut und es entstehen große Schuldgefühle, weil man selbst nicht genug für den Erhalt der Beziehung gegeben hat. 

 

 

  1. Reflexion und Akzeptanz:

In dieser Phase beginnt die Person, die Beziehung und sich selbst zu reflektieren und beginnt zu verstehen, was schiefgelaufen ist. Es kann eine Zeit der Selbstreflexion und des Wachstums geben, während die Person akzeptiert, dass die Beziehung zu Ende ist und sich auf eine Zukunft ohne den ehemaligen Partner vorbereitet. 

 

  1. Neuanfang

In dieser Phase beginnt die Person wieder nach vorn zu schauen und eine neue Identität zu entwickeln. Sie kann neue Beziehungen aufbauen und einen Neubeginn akzeptieren. 

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Fazit

Wenn sich ein Partner trennen will, hat der Abschied aus der Beziehung größtenteils schon lange zuvor begonnen. Das ist schmerzhaft. Wenn du deinen Partner noch liebst,  bedeutet das aber auch, die Entscheidung des anderen zu akzeptieren und die Beweggründe anzuerkennen. 

Das hat Stefan gemacht und ist zeitnah aus der gemeinsamen Wohnung ausgezogen. Den Kontakt haben beide auf alles Organisatorische und rundum die Kinder reduziert. Persönliche Themen wurden nicht mehr besprochen und beide haben sich professionelle Unterstützung gesucht und klären alles, was die Familienorganisation anbelangt, in Paargesprächen bei mir. 

Für die Verarbeitung der eigenen Emotionen und Verletzungen, haben beide für sich ebenfalls professionelle Unterstützung an ihrer Seite und lernen, wie jeder gut mit eigenen Gefühlen umgehen kann. 

Für eine Trennung sind immer beide Partner verantwortlich: fifty-fifty. Es gibt kein mehr oder weniger. 

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