Polyamorie – Verbindliche Beziehung zu mehr als einem Menschen

Für zwei Menschen Gefühle zu haben, kann für ein ordentliches Chaos in der bestehenden Beziehung sorgen. Was ist, wenn wir uns als Paar dazu entscheiden? Geht das, darf ich das, wie weiter?

Irene (42) und Urs (47) kommen zu mir in die Praxis. Sie sind seit 12 Jahren ein Paar, haben einen Sohn Max (5). Beide verstehen sich und reden viel miteinander. Ohne das es geplant und gesucht ist, entwickelt Irene Gefühle für einen anderen Mann, der diese Gefühle erwidert. Irene und Urs wollen aber ihre gemeinsame Beziehung nicht aufgeben, weil es zwischen ihnen stimmt und es sich richtig anfühlt zusammen, zu sein. Beide wollen sich nicht verlieren und sind offen zu schauen, was möglich ist. Sie wollen schauen, worauf sie achten müssen, damit sie die Beziehung nicht gefährdet wird.

Entscheide dich!

Sind Gefühle für eine dritte Person da, steht oft im Raum, sich entscheiden zu müssen. Alles andere kommt nicht infrage und ist nicht denkbar. Aber warum? Was denken die anderen, die Familie, der Freundes, und Bekanntenkreis, die Eltern und Kollegen. Gesellschaftliche Normen die das eigene Korsett, gefüllt mit alten Glaubenssätzen, gesellschaftliche Vorgaben immer fester schnüren und den Atem rauben. Meist machen wir uns selber den grössten Druck und versuchen uns, so schnell es geht, zu entscheiden. Irgendwie will man ja ins Bild passen. Normal sein. Nicht anders. Das Bild, Mutter Vater Kind – ein gängiges Beziehungsmodell lässt wenig Spielraum für alles andere und manchmal auch für sich selbst.

So wie Irene und Urs geht es vielen Paaren und es ist nicht ungewöhnlich, Gefühle für zwei Menschen zu haben.

In der Menge von Angeboten an interessanten Menschen kann man sich tatsächlich auch in eine andere Person verlieben, auch wenn in der die bestehende Beziehung alles schön ist und gut funktioniert. Grund dafür ist, dass es nun mal eine riesige Auswahl an Menschen auf dieser Welt gibt die wir möglicherweise auch sexy, interessant, inspirierend oder sympathisch finden. Jeder geht mit dem neuen Gefühl anders um.

Polyamorie - Verbindliche Beziehung zu mehr als einem Menschen

Irene und Urs sprechen in den Sitzungen über ihre Gefühle, Wünsche und Bedürfnisse. Sie loten ihre Grenzen aus und vor allem geben sich beide Zeit. Sie besprechen verschiedenen Beziehungsmodell und entschliessen sich schlussendlich gemeinsam für die Öffnung Ihrer Beziehung. Vorab haben Irene und Urs das meiste klären können.

Polyamorie – was ist das?

Irene und Urs haben sich für das Beziehungsmodell der Polyamorie entschieden, auch wenn dieser Gedanke bei beiden anfangs Unbehagen und Angst auslöste. Polyamorie ist ein Kunstwort aus dem altgriechischen pol`ys „viele, mehrere“ und lateinisch Amor „Liebe“ und bedeutet «Vielliebe», wobei es darum geht mehr als nur einen Menschen zu lieben. Polyamorie ist eine Form des Liebeslebens, bei der die involvierten Personen mehr als einen Partner haben, mit dem sie eine Liebesbeziehung pflegen. Dies ist allen Beteiligten bekannt und alle sind einverstanden. Grundsätzlich basieren Polyamoröse Beziehungen auf Vertrauen, mit dem Wunsch eine langfristige Partnerschaft einzugehen, die Sexualität, Verliebtheit und Zärtlichkeit einschliesst.

Polyamorie - Verbindliche Beziehung zu mehr als einem Menschen

Paare, die die Entscheidung gemeinsam getroffen, haben die Beziehung zu öffnen, tauschen sich über den anderen Partner aus, treffen Absprachen und sprechen über ihre Gefühle. Dabei haben alle Gefühle Platz wie Eifersucht, Trauer, Verlustangst und Wut. Es gibt hier keine Geheimnisse und alle Beteiligten und das Umfeld ist informiert, damit es keine Missverständnisse gibt. Bei einer polyamorösen Beziehung ist Sexualität kein Tabu und steht nicht im Fokus der Beziehung. Der liegt eher auf dem emotionalen Beziehungserleben.                             

Wie kann Polyamorie funktionieren?

Hierzu kann man in verschiedener Fachliteratur, Foren und Blogs viele verschiedene Meinungen finden. Ich habe für mich die Wichtigsten zusammengetragen:

Transparenz und Ehrlichkeit:

Wenn Sie dauerhaft in diesem Beziehungsmodell leben möchten, braucht es Ehrlichkeit und Transparenz. Sich selbst aber auch allen beteiligten Personen gegenüber. Setzen Sie sich damit auseinander, mit wem Ihr Partner Sex hat oder sexuelle Freundschaften pflegt.

In der Beziehung wissen die Partner voneinander und kennen sich vielleicht auch. Dies beinhaltet, dass es nicht nur eine Absprache zwischen zwei Partner gibt, wie das Beziehungs- und Liebesleben gelebt wird, sondern das jede Beziehung innerhalb der Konstellation weiss, um welche Art der Beziehung es geht. Es wird geklärt, wer der Primär- oder Sekundärpartner ist. Der Primärpartner hat immer Vorrang.

Polyamorie - Verbindliche Beziehung zu mehr als einem Menschen

Gemeinsame Entscheidungen:

Voraussetzung für gelingende Polyamoröse Beziehungen ist, dass alle beteiligten Personen einverstanden sind und sich freiwillig auf diese Form der Beziehung eingelassen haben. Alle Beteiligten müssen wissen, in welcher Rolle sie in der Beziehung sind und ob der Beziehungswunsch sowie die Beziehungsform für alle so stimmt. Öffnen Sie Ihre Beziehung nicht für jeden, sondern sehen Sie diesen Teil als etwas Exklusives an, was Sie mit Ihrem Primärpartner besprechen. Bevor Sie sich auf eine neue Person einlassen, besprechen Sie mit Ihrem Primärpartner, welche Werte Ihnen wichtig sind und entscheiden Sie dann gemeinsam.

Alles, was unter Zwang und aus Verlustangst vereinbart wird, gehören nicht in die Definition der Polyamorie.

Perspektive:

Es ist wichtig, dass jeder der Partner sich bewusst ist, dass die Zufriedenheit und das Glück der anderen für die eigene und die Weiterentwicklung aller anderen wichtig ist. Das gibt Halt und Perspektive.

Fazit

Irene und Urs haben einen Umgang mit ihrer Situation gefunden und wir haben den nächsten Termin im November 2021 vereinbart. Sie haben sich entschieden ihrem Gefühl zu folgen und zu schauen, was es mit ihnen als Paar und Familie macht.

Damit eine Beziehung, mit mehr als einem Partner funktioniert, kann, braucht es Offenheit und das alle Personen im System informiert sind. Voraussetzung für ein Funktionieren ist, dass alle beteiligten Personen sich freiwillig zu diesem Schritt entschieden haben und nicht aus einer Angst, den anderen zu verlieren, agieren. Es soll für alle Personen die Möglichkeit geben zu wachsen und sich zu entwickeln und das mit einer gemeinsamen Perspektive. Weiterhin braucht es in einem hohen Masse Konflikt- und Kommunikationsfähigkeit sowie die Bereitschaft sich immer wieder selbst zu reflektieren.

Suchen Sie sich Unterstützung von einer Fachperson, die Sie neutral und ohne zu werten, in dieser Phase Ihrer Beziehung begleiten kann, auf dem Weg, der sich für Sie beide stimmig anfühlt.

Grundsätzlich ist keiner der genannten Wege leicht und es braucht eine Entscheidung von Ihnen, nur so können sie das Beste aus der Situation machen. Ich unterstütze sie gerne.

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