„Nein, mein Liebster, heute nicht. Und morgen auch nicht. Vielleicht Sonntag, wenn du lieb zu mir warst.“ – Sex als Druckmittel. Wie es dazu kommt und wie Sie damit umgehen können, erfahren Sie hier.
Die Welt ist rosa
Frisch verliebt mit Schmetterlingen im Bauch sind wir nachsichtig, mit vielem einverstanden und kompromissbereit. Die Welt ist in strahlendes rosa getaucht, die gemeinsamen Themen sind leicht und die feinen Unterschiede erscheinen aufregend, spannend und anders. Das Miteinander fühlt sich an, als sei man zärtlich verbunden, wie eine Seelenverwandtschaft, die stärkt und Sicherheit und Geborgenheit verspricht – und dann, aus heiterem Himmel, ist er da: der Alltag.
Willkommen im Alltag
„Alltag“ wird im Duden als tägliches, gleichförmiges Einerlei, die Wiederkehr von Gleichem beschrieben. Das bedeutet auf die Beziehung bezogen, dass die Partnerschaft gefestigt ist und sich eine Routine eingeschlichen hat, die das tägliche Leben absehbar macht.
Viele Paare schätzen das Vertraute, andere verlieren sich darin. Auseinandersetzungen enden immer seltener im Kompromiss oder werden schnell gelöst, ohne nach der Ursache zu forschen. Der erhoffte Versöhnungssex wird seltener, Kommunikationsinhalte sind die Kinder, Arbeit, Einkäufe, Ferien. Es folgen immer wieder Streit, Uneinigkeit und wiederkehrende Diskussionen, die sich zum Beziehungskiller entwickeln. Das hat Auswirkungen auf alle Bereiche einer Beziehung, wie auch auf die Paarsexualität. Oft enden Diskussionen darüber in Streit, Enttäuschung und Rückzug.
Warum wird der Sex in langjährigen Beziehungen weniger?
In langjährigen Beziehungen wird meistens der Sex weniger, weil sich die Leidenschaft und die sexuelle Lust aufeinander verschieben und nun einfach andere Dinge in den Vordergrund rücken wie Verlässlichkeit, Streicheln oder gute Gespräche. In langjährigen Beziehungen haben die meisten Paare seltener Sex – das allerdings sagt nichts über die Qualität des Partnerschaftssex aus. Paare, die einvernehmlich weniger Sex haben, aber eine erfüllende Sexualität aufweisen können und die Zuneigung und Liebe des Partners über zusätzliche Kanäle in der Beziehung empfangen, haben weniger Mühe damit und sorgen gut für sich allein. Manchmal ist aber das Bedürfnis nach Sexualität von Person zu Person unterschiedlich.
Es kommt zu Streit und Diskussionen und Sex wird als Druckmittel eingesetzt.
Mehrheitlich Frauen verspüren weniger Lust auf Sexualität, wenn in der Partnerschaft der Haussegen schief hängt. In der Regel bedarf es für Frauen zuerst wieder emotionale Nähe und Gespräche, bevor die körperliche Nähe wieder zugelassen werden kann.
Wenn das über Monate so geht, lohnt es sich zu schauen, was in der Beziehung nicht stimmt.
„Ich habe keine Lust, weil DU mich geärgert hast.“
Meist unbewusst entscheiden sich viele Frauen und auch immer mehr Männer gegen Sexualität, wenn der Partner nicht so reagiert, wie es sich der andere vorstellt, die Kinder angemotzt werden, keine Nachfragen kommen und wenig Interesse an dem anderen da ist. Der eine fühlt sich nicht gesehen, ungerecht behandelt und als Opfer und das Gegenüber empfindet den körperlichen Liebesentzug dann vorwiegend als Strafe und Abweisung seiner Person. Mehrheitlich entsteht dann eine grosse Distanz, die gefüllt ist mit Druck: „Er will wieder Sex“, „sie lehnt mich ab“, Sprachlosigkeit, Enttäuschung und schwere emotionale Verletzungen.
Frauen rationieren Sex häufiger
Frauen lernen bereits relativ früh von ihren Müttern, dass Frau weniger Spass an Sexualität hat als Männer. Nur Männer brauchen Sex und es wird wenig bis gar nicht vermittelt, dass auch die Frau Sexualität als etwas sehr Lustvolles erleben kann. Etwas, das Spass macht und gewollt ist. Der Gedanke, dass Sexualität auch von einer Frau aktiv gewünscht wird, weil es ihr Spass macht, sie sich begehrt fühlt und sie weiss, was sie braucht, fällt vielen immer noch schwer zu glauben.
Somit ist Sexentzug mit viel Macht verbunden, eine Möglichkeit, Einfluss auf den Partner zu nehmen und seinen Willen durchzusetzen. Damit verliert Sexualität allerdings seine Unbeschwertheit und wird Mittel zum Zweck.
Was dabei oft vergessen wird ist, dass Sexualität eine Entscheidung ist. Eine Entscheidung für eine lustvolle und befriedigende Begegnung mit dem Mann oder eben eine Entscheidung dagegen. Anstatt Wünsche und Bedürfnisse auszusprechen, wird geschwiegen in der Hoffnung, der andere könne die Signale richtig deuten. In den meisten Fällen ist das aber nicht der Fall. Viele Paare reden nicht oder nicht mehr miteinander und kommunizieren nicht über die Verweigerung, in diesem Fall, sich körperlich nahe zu sein.
Nicht miteinander zu schlafen, sollte als ein Warnsignal für die Beziehung angesehen werden.
Sex als einen wichtigen Bestandteil der Beziehung sehen
Sexualität in der Beziehung sollte nicht als Nebensache angesehen werden, sondern einen festen Platz in Ihrem Beziehungsleben erhalten. Das klingt wenig nach lustvoller Spontanität und heisser Verführung, aber feste Termine können auch die Vorfreude auf das, was kommt, steigern. Und geplanten Sex zu haben ist besser, als gar keinen Sex zu haben. Wenn Ihnen das zu gestellt und zu verabredet erscheint, können Sie sich auch bewusst dafür entscheiden, sich einfach Zeit zu zweit zu nehmen und mal zu schauen, was Sie selber für Ideen haben, wenn Sie sich Zeit nehmen.
Fazit
Sex zu verweigern ist grundsätzlich auch eine Form der Kommunikation und bietet eine Chance, wieder ins Gespräch zu kommen. Zuerst vielleicht auf sprachlicher Ebene und dann vielleicht auch wieder auf körperlicher. Führen Ihre Gespräche ins Leere, begleite ich Sie gerne auf dem Weg, Ihre körperliche Diskussion wiederzubeleben.