Covid-19 – ein Impfgraben der Familien und Freunde spaltet

Nein, ich muss Sie schon jetzt enttäuschen. Dies wird kein Artikel über die Corona-Pandemie, über die Sinnhaftigkeit von Impfungen, über das Tragen von Masken in der Schule, darüber, ob Tests Sinn ergeben oder nicht und ob es Corona gibt oder nicht. Die Meinungen gehen auseinander und bieten nahrhaften Boden für Streit quer durch unsere Gesellschaft. Ganze Freundeskreise, Familien und Teams berichten von emotionalen Diskussionen und Auseinandersetzungen, die zu nichts führen, ausser dass die Spaltung tiefer und unumkehrbarer wird. Wie Sie mit Ihren Lieben diese Zeit überstehen, ohne noch tiefere Gräben zu ziehen – das ist hier Thema.

Ein Gift, das jegliche Kommunikation zum Erliegen bringt

Corona und die Impfdebatte betreffen derzeitig alle Bereiche unseres Lebens und ziehen tiefe Gräben durch Freundschaften, Kollegenkreise und vermehrt nun auch durch ganze Familiensysteme. Es scheint, dass das gesprochene Wort jeweils bei dem anderen nicht ankommt, die Diskutierenden verschiedene Sprachen sprechen und das Übersetzungssystem einfach nicht funktioniert. Sender und Empfänger erhalten unterschiedliche Informationen und die Fronten verhärten sich, Argumente werden absurder und die verschiedenen Meinungen schaukeln sich zu riesigen Bergen auf, die immer unüberwindbarer scheinen. Die Frage nach dem Umgang mit Corona spaltet Familien und führt zu Spannungen. Unsicherheit, Hilflosigkeit und Ratlosigkeit lassen zunehmend den Halt schwinden, den wir ja alle irgendwie suchen und brauchen, in dieser verrückten Zeit.

Auch in Partnerschaften werden die unterschiedlichen Haltungen, die Coronapolitik betreffend, zunehmend zu einem Beziehungskiller. Auch Paare, die bereits eine lange und bis zu Beginn der Pandemie scheinbar funktionierende Beziehung geführt haben, entschliessen sich aufgrund des unterschiedlichen Umgangs mit dem Thema zu einer Trennung. Erschreckend – denn anscheinend spielt es dabei keine Rolle, ob die Beziehung zwei, fünf, zwanzig oder vierzig Jahre gedauert hat. Die gegenseitige Enttäuschung bzw. die weit auseinanderdriftenden Ansichten führen zu einer emotionalen Distanz, die unüberbrückbar scheint und sprachlos macht, da alternative Themen scheinbar fehlen und schlussendlich die Verbindung zueinander verloren geht. 
Worüber darf oder will ich mit dem anderen noch reden? Was soll/darf/will ich noch besprechen, wenn der andere sich über mich lustig macht und scheinbar alles als falsch hinstellt?
In meinem Praxisalltag gehört genau dies immer mehr zu den Themen, die meine Klienten beschäftigen und bei denen sich zwei Lager gebildet haben, die kaum Kompromisse in Haltung und Umgang mit dem Thema zulassen.

Erfahrungen aus meinem Praxisleben

Thomas, 42, und Isabelle, 39, beide geimpft, verheiratet, 2 Kinder.
Thomas ist seit Mai 2021, geimpft und bekommt kommende Woche seine Boosterimpfung. Seine Eltern sind nicht geimpft. Sie kritisieren die Berichterstattung und die Coronapolitik. Sie fühlen sich unter Druck gesetzt vom Rest der Familie, der Politik, Freunden und Nachbarn und reagieren zunehmend aggressiver und mit Widerstand. Auch mit Nachbarn und Freunden eskalieren Gespräche immer mehr und seine Eltern ziehen sich zurück. Die Argumente werden immer absurder und reichen bis dahin, dass man ihnen Metallchips einsetzen wolle und sie dann von aussen steuern könne. Ein Gespräch mit beiden ist mittlerweile unmöglich geworden und sie lehnen jeden Kontakt mit der restlichen Familie ab. Es ist unglaublich schmerzlich für Thomas, seine Eltern zu verlieren, denn so fühlt es sich jedenfalls für ihn an. 

Tanja, geimpft.
Im Dezember 2021 hat sie ihre erste Impfung erhalten. Ihr Mann wird sich nicht impfen lassen. Bei jedem Gespräch versucht er, sie davon zu überzeugen, dass sie falsch liegt, eine Mitläuferin und ein Herdentier ohne eigene Meinung ist. Er erwartet Offenheit für seine Gedanken, dass sie ihm zuhört und nicht alles hinterfragt. Andere Ansichten lässt er nicht gelten. Sie fühlt sich so weit weg und kann seine Anwesenheit kaum noch ertragen. Manchmal fragt sie sich, wie sie sich so sehr in ihrem Mann täuschen konnte. All die Jahre seien sie ein Team gewesen, hätten sich seelenverwandt gefühlt und verbunden. Davon sei in den letzten zwei Jahren nichts mehr übriggeblieben. Sie könne keine Nähe und keine Berührungen mehr von ihrem Mann ertragen. Sie sei so enttäuscht und fassungslos. Wer da neben ihr her lebe, ist die Frage, die sie während unserer Sitzungen beschäftigt. Was bleibt, ist nur Traurigkeit und Unverständnis, ich glaube auf beiden Seiten, und wohl bald die Trennung.

Isa, 56, geimpft und Klaus, 65, ungeimpft, 35 Jahre verheiratet.
Klaus ist enttäuscht von Isa. Isa glaube alles, was die Politik ihr vorgibt, ohne zu hinterfragen. Interesse an Klaus Gedanken und Ängsten habe sie, laut Klaus, nicht. Er fühlt sich in seiner Angst und seinem Wissen als Impfgegner nicht ernst genommen und nicht gehört. Er kämpft gegen die Bestimmungen und Einschränkungen und für seine Freiheit. 
Isa ist traurig und wünscht sich ihren Klaus zurück, der mit Corona so weit von ihr weggerückt ist. Sie kann seinen Gedanken nicht folgen, die für sie absurd klingen und nicht nachvollziehbar seien. Gespräche sind nicht mehr möglich. Beide sind enttäuscht voneinander, fühlen sich nicht ernst genommen und nicht gehört. 
Klaus hingegen fragt sich: Wer ist der Mensch da, mit dem ich seit 35 Jahren verheiratet bin, der jetzt die Politik unterstützt, die uns noch mehr zu unterdrücken versucht und über unser Leben bestimmen will? Der akzeptiert, dass unsere Kinder hinter Masken aufwachsen und „emotionale Krüppel“ werden. Der erlaubt, dass ich aus dem sozialen Leben ausgeschlossen werde, weil ich mich nicht impfen lasse. Mein Körper, meine Entscheidung, mein Leben!

Das sind nur drei Beispiele aus meinem Praxisalltag und es werden mehr. Was alle beteiligten Personen gleichermassen fühlen, ist seelischer Schmerz, Wut und Trauer, weil Menschen aus ihrem Leben verschwinden, die ihnen nahestanden, mit denen sie sich verbunden gefühlt haben und denen sie vertraut haben. 

Kommunizieren statt Eskalieren

Hören Sie Ihrem Gegenüber erst einmal zu und stempeln Sie es nicht gleich ab. 
Wenn sich einer von Ihnen nicht mehr mitteilen darf, breitet sich Schweigen aus und die emotionale Distanz beginnt zu wachsen. Sie hören nicht mehr, was den anderen bewegt, worüber er nachdenkt, warum er etwas glaubt und werden somit die Verbindung zueinander verlieren. Schweigen und Nichtwissen darüber, was den Partner beschäftigt, lässt uns zu Interpretationen und Annahmen greifen und diese entsprechen nicht der Realität. Die wiederum ergibt sich nur aus dem gesprochenen Wort. Alles andere ist Ihre Fantasie, Ihre Interpretation und Ihre eigene Wahrheit.

Wenn es sich um Fakten handelt, bei denen Sie unterschiedlicher Meinung sind, gehen Sie einen Fakt nach dem anderen durch, lassen Sie den anderen reden – und aussprechen – und hören Sie zu, anstatt nur darauf zu warten, zu Wort zu kommen. Versuchen Sie, ruhig zu bleiben und überlegen Sie, was von dem Gehörten plausibel klingt. Versuchen Sie nicht, dem anderen Ihre Meinung aufzuzwingen, sondern gedankliche Ordnung in alles zu bringen und Realitätsarbeit zu leisten.
Sollten die Gespräche hitzig und emotional werden, erlauben Sie sich eine Pause, um abzukühlen und aus der Erregung zu kommen. Aufgeladen und emotional werden Sie keine Diskussion auf Augenhöhe führen können, ersparen Sie sich das.
Wichtig erscheint mir, dass auch andere Themen in Ihrem Leben einen Platz finden sollten und es nicht nur dieses eine Dauerthema geben sollte. 
Beschränken Sie das C-Thema auf 30 Minuten pro Tag, vereinbaren Sie feste Zeiten und hören Sie sich einfach nur zu. Ohne Wertung, ohne Kommentar und ohne in den Kampfmodus umzuschalten. 

Bleiben Sie für Ihr Gegenüber emotional offen und einfühlsam. Auch wenn Sie die Meinung des anderen, egal in welche Richtung diese geht, nicht nachvollziehen können. Sparen Sie sich harte Kritik, lächerlich machen oder Angriffe. Versuchen Sie, Themenwechsel zu vermeiden und nicht von einem Beispiel zum anderen zu springen. Bleiben Sie bei einem Thema und machen Sie dort, einfühlsam und wertschätzend, den Faktencheck.

Wenn all das nicht hilft, vereinbaren Sie zusammen, dass Sie das Thema Corona und alles, was damit einhergeht, nicht mehr gemeinsam besprechen. Suchen Sie stattdessen Themen nach Ihren Interessen aus, die Sie beide begeistern und bei denen Sie beide gemeinsam in Verbindung bleiben können. 

Covid-19 – ein Impfgraben der Familien und Freunde spaltet

Fazit

Ich wünschte mir, ich könnte Ihnen den einen passenden Rat mit auf den Weg zu geben. Der, der es ermöglichen würde, dass Sie als Familie, Geschwister, Eltern, Freunde oder Paar wieder auf Augenhöhe und ohne emotionale Distanz diskutieren könnten. Leider kann ich das nicht, da jeder Mensch, jedes Paar, jede Beziehung ihre eigene Geschichte hat, durch die die beteiligten Menschen geprägt wurden. Ich wünschte mir, dass ich nicht mit Ihnen über Covid-19, die Politik oder Haltung und Werte rund um das Thema diskutieren müsste. Das ist nicht mein Aufgabengebiet und es hat in meinem Setting auch einfach keinen Platz. 

Was ich Ihnen stattdessen anbiete ist, dass ich Sie auf Ihrem Weg begleite, wieder Worte für Ihre Gefühle zu finden. Worte und Mut, mit Ihnen finde, Ihre Gedanken auszudrücken und Bewertungen abzulegen. Das Verständnis füreinander und gegenseitige Akzeptanz unbedingt in den Vordergrund zu stellen. Gespräche zu ermöglichen, bei denen Sie sich wieder auf Augenhöhe begegnen können, andere Themen wieder Platz finden und bei denen Leichtigkeit, Nähe und ein Aufeinanderzugehen wieder möglich werden. Und manchmal stellt man auch einfach fest, dass eine Freundschaft, auch wenn sie langjährig ist, für eine Weiterführung zu wenig Substanz hat und wird verabschiedet – und das ist okay.

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